

WiFi 7 ist da – und verspricht eine Revolution in der drahtlosen Netzwerktechnologie. Mit theoretischen Geschwindigkeiten von bis zu 46 Gbit/s und Latenzen unter 5 Millisekunden klingt der neue Standard nach einem Quantensprung. Doch lohnt sich der Umstieg für Ihr Unternehmen wirklich schon jetzt? Oder ist es klüger, noch zu warten? In diesem Artikel beleuchten wir die technischen Neuerungen, bewerten den praktischen Nutzen für KMU und geben konkrete Empfehlungen für Ihre Investitionsentscheidung.
WiFi 7, offiziell als IEEE 802.11be mit dem Zusatz „Extremely High Throughput” (EHT) bezeichnet, ist die siebte Generation des WLAN-Standards. Die WiFi Alliance hat im Januar 2024 die offizielle Zertifizierung gestartet, und seit Mitte 2025 sind die ersten Enterprise-Access-Points am Markt verfügbar.
Der Standard nutzt wie WiFi 6E die drei Frequenzbänder 2,4 GHz, 5 GHz und 6 GHz, bringt aber entscheidende technische Verbesserungen:
WiFi 6 nutzt maximal 160-MHz-Kanäle. WiFi 7 verdoppelt diese Bandbreite auf 320 MHz – allerdings nur im 6-GHz-Band, wo auch entsprechend Platz dafür ist. Diese Verdopplung der Kanalbreite ist vergleichbar mit dem Ausbau einer zweispurigen Autobahn auf vier Spuren: Es können einfach mehr Daten gleichzeitig übertragen werden.
Im 5-GHz-Band bleibt es bei 160 MHz, da dort nicht genug Spektrum für breitere Kanäle verfügbar ist. Das 2,4-GHz-Band unterstützt wie bisher maximal 40 MHz.
Die Quadraturamplitudenmodulation (QAM) bestimmt, wie viele Bits pro Symbol übertragen werden können. WiFi 6 nutzte 1024-QAM mit 10 Bit pro Symbol. WiFi 7 steigert dies auf 4096-QAM mit 12 Bit pro Symbol – eine Steigerung von 20 Prozent.
Allerdings funktioniert 4096-QAM nur bei sehr guten Signalverhältnissen. Bereits leichte Störungen oder größere Entfernungen zum Access Point zwingen das System, auf niedrigere Modulationsstufen zurückzufallen. In der Praxis bedeutet das: Die theoretischen 20 Prozent erreichen Sie nur in optimalen Umgebungen.
Die wichtigste Neuerung ist Multi-Link Operation (MLO). Erstmals kann ein Gerät gleichzeitig über mehrere Frequenzbänder kommunizieren – beispielsweise parallel über 5 GHz und 6 GHz. Das bringt drei entscheidende Vorteile:
Höherer Durchsatz: Die Datenraten addieren sich. Ein Client mit 2×2-Antennen kann theoretisch 5,76 Gbit/s erreichen – mehr als viermal so viel wie WiFi 6.
Geringere Latenz: Wenn ein Band belegt ist, springt die Übertragung automatisch auf das andere. Die Verzögerungszeiten sinken auf unter 5 Millisekunden – entscheidend für Videokonferenzen, VoIP und Echtzeitanwendungen.
Höhere Zuverlässigkeit: Störungen auf einem Band beeinträchtigen die Verbindung nicht mehr, da der Traffic automatisch über das andere Band läuft. Das ist besonders wichtig in Umgebungen mit vielen konkurrierenden WLAN-Netzen.
MLO gibt es in drei Modi: EMLSR (Enhanced Multi-Link Single Radio) für einfache Geräte mit einem Funkmodul, EMLMR (Enhanced Multi-Link Multi Radio) für Geräte mit mehreren Radios, und STR (Simultaneous Transmit and Receive) für gleichzeitiges Senden und Empfangen auf verschiedenen Bändern.
Multi-RU (Multiple Resource Units) optimiert die OFDMA-Technologie aus WiFi 6. Statt einem Client nur eine zusammenhängende Ressource-Einheit zuzuweisen, können mehrere nicht-zusammenhängende RUs kombiniert werden. Das nutzt das Spektrum effizienter aus.
Preamble Puncturing erlaubt es, einzelne 20-MHz-Blöcke innerhalb eines breiten Kanals auszusparen, wenn dort Störungen auftreten. Ein 160-MHz-Kanal kann so auch bei Teilstörungen genutzt werden, statt auf 80 MHz zurückfallen zu müssen.
16 Spatial Streams unterstützt WiFi 7 theoretisch – doppelt so viele wie WiFi 6. Allerdings bleibt das für Access Points reserviert. Client-Geräte werden auch zukünftig maximal 2×2 oder bestenfalls 4×4 Streams nutzen.
Die theoretischen Maximalwerte klingen beeindruckend:
Doch Vorsicht: Diese Laborwerte erreicht niemand in der Praxis. Realistisch ist für ein typisches 2×2-Client-Gerät:
Die größte Verbesserung liegt nicht in der reinen Geschwindigkeit, sondern in der Latenz und Stabilität. WiFi 6 erreicht typischerweise 10-20 ms Latenz, WiFi 7 reduziert dies auf 2-5 ms. Für Cloud-Anwendungen, Videokonferenzen und zeitkritische Prozesse macht das einen spürbaren Unterschied.
Die Entscheidung für WiFi 7 hängt stark von Ihrem Anwendungsszenario ab.
High-Performance-Umgebungen: Wenn Sie regelmäßig große Datenmengen drahtlos übertragen – etwa in Architektur- oder Designbüros mit 4K/8K-Videomaterial, CAD-Daten oder 3D-Rendering.
Dichte Netzwerke: Büros mit vielen gleichzeitigen Nutzern profitieren von der besseren Spektrumsnutzung durch Multi-RU und MLO. Wenn Sie aktuell Probleme mit überlasteten Access Points haben, kann WiFi 7 Abhilfe schaffen.
Latenzempfindliche Anwendungen: Unternehmen, die auf Echtzeitkommunikation angewiesen sind – etwa Telemedizinanbieter, Videokonferenz-intensive Branchen oder Betriebe mit VoIP-Telefonie – profitieren von den reduzierten Verzögerungszeiten.
Neubauten oder Komplettumstellungen: Wer ohnehin die komplette WLAN-Infrastruktur erneuert, sollte direkt auf WiFi 7 setzen. Die Mehrkosten sind überschaubar, die Zukunftssicherheit deutlich höher.
Funktionierende WiFi 6-Infrastruktur: Wenn Ihr aktuelles WiFi 6 oder 6E die Anforderungen erfüllt, gibt es keinen zwingenden Grund zur Eile. Die Preise für WiFi 7 werden 2026/2027 noch deutlich fallen.
Begrenzte Client-Unterstützung: Derzeit unterstützen nur wenige Geräte WiFi 7. Smartphones wie das Samsung Galaxy S25 oder iPhone 17 Pro werden 2025/2026 den Standard einführen, aber die meisten Unternehmens-Laptops haben noch WiFi 6.
Begrenzte Bandbreitenanforderungen: Ein Büro mit Standard-Office-Anwendungen, E-Mail und Webbrowsing schöpft WiFi 6 nicht ansatzweise aus. Hier bringt WiFi 7 keinen spürbaren Vorteil.
Für viele KMU ist eine schrittweise Migration der klügste Weg: Ersetzen Sie die stark belasteten Access Points in Besprechungsräumen, Großraumbüros oder an zentralen Standorten durch WiFi 7. Weniger frequentierte Bereiche können mit WiFi 6 weiterlaufen. Alle Standards sind rückwärtskompatibel – ein WiFi 7-Access-Point bedient problemlos auch WiFi 5- und 6-Clients.
WiFi 7 ist nur so schnell wie die Verkabelung dahinter. Ein Access Point, der 10+ Gbit/s liefern kann, braucht entsprechende Anbindung.
Klassische Gigabit-Switches (1 GbE) reichen nicht mehr aus. Sie benötigen Multi-Gigabit-Ethernet-Switches mit 2,5-GbE-, 5-GbE- oder idealerweise 10-GbE-Uplinks. Achten Sie darauf, dass diese Switches auch ausreichend PoE-Budget liefern.
WiFi 7-Access-Points benötigen PoE++ (802.3bt/Type 4) mit bis zu 90 Watt, um alle Radios auf voller Leistung zu betreiben. Bei reduzierter Leistung funktionieren sie auch mit PoE+ (802.3at/Type 2, 30 Watt), dann aber mit eingeschränkter Funktionalität.
Für Multi-Gigabit-Geschwindigkeiten über 100 Meter benötigen Sie mindestens Cat6a-Verkabelung. Cat5e schafft nur bis zu 1 GbE auf 100 Meter, darüber sinkt die Reichweite drastisch.
Besser noch: Wenn Sie ohnehin neu verkabeln, setzen Sie auf Cat7 mit Cat6a-Komponenten oder legen gleich Glasfaser zu den Verteiler-Switches. Multimode-Glasfaser (OM3/OM4) unterstützt 10 Gbit/s problemlos über mehrere hundert Meter.
WiFi 7 bringt komplexere Konfigurationen mit sich – insbesondere MLO und die Band-Koordination. Setzen Sie auf zentrale WLAN-Controller (Hardware-basiert oder cloudbasiert), die das Management vereinfachen. Viele Hersteller bieten mittlerweile Cloud-Controller an, die den lokalen Hardware-Aufwand minimieren.
Die Preise für WiFi 7 sind aktuell noch hoch, sinken aber kontinuierlich.
Enterprise-Access-Points: 800-1.500 Euro pro Gerät (Stand Ende 2025) Vergleich WiFi 6: 400-700 Euro pro Gerät Multi-Gigabit-Switches: 150-400 Euro Aufpreis gegenüber Gigabit-Switches
Für ein typisches Büro mit 50 Mitarbeitern und 10 Access Points entstehen Mehrkosten von etwa 4.000-8.000 Euro gegenüber einer WiFi 6-Lösung. Diese Differenz wird 2026/2027 voraussichtlich auf 2.000-4.000 Euro sinken.
Rechnen Sie zusätzlich die Kosten für potenzielle Switch-Upgrades und Verkabelungsarbeiten ein. Eine umfassende WLAN-Ausleuchtung vor der Installation stellt sicher, dass Sie die Access Points optimal platzieren und nicht mehr Geräte kaufen als nötig.
Die Client-Unterstützung wächst, ist aber noch begrenzt:
Smartphones:
Laptops:
Tablets:
Die gute Nachricht: WiFi 7-Access-Points sind vollständig rückwärtskompatibel. WiFi 5-, WiFi 6- und WiFi 6E-Geräte funktionieren problemlos, profitieren aber nicht von den WiFi 7-Verbesserungen. Sobald neue Geräte ins Netzwerk kommen, nutzen diese automatisch die erweiterten Funktionen.
So gehen Sie strategisch vor:
Phase 1: Analyse Bewerten Sie Ihre aktuelle WLAN-Performance. Gibt es Engpässe? Wo treten Latenzprobleme auf? Eine professionelle Standortbegehung mit Messungen zeigt, ob WiFi 7 tatsächlich Verbesserungen bringt.
Phase 2: Infrastruktur prüfen Checken Sie Ihre Verkabelung und Switches. Unterstützen diese Multi-Gigabit und PoE++? Falls nicht, kalkulieren Sie die Upgradekosten mit ein.
Phase 3: Pilotinstallation Starten Sie mit 1-2 WiFi 7-Access-Points in den kritischsten Bereichen. Testen Sie die tatsächliche Performance und sammeln Sie Erfahrungen.
Phase 4: Schrittweiser Rollout Erweitern Sie auf Basis der Pilot-Ergebnisse schrittweise. Priorisieren Sie Bereiche mit hoher Nutzerdichte oder Performance-Anforderungen.
Phase 5: Migration der Clients Sobald die Infrastruktur steht, profitieren neue WiFi 7-fähige Geräte automatisch. Die alten Geräte laufen weiter, bis sie ohnehin ausgetauscht werden.
WiFi 7 ist technisch beeindruckend und bringt echte Verbesserungen – vor allem bei Latenz und Zuverlässigkeit. Doch die Technologie ist noch jung, die Preise hoch und die Client-Unterstützung begrenzt.
Investieren Sie jetzt in WiFi 7, wenn:
Warten Sie noch 12-18 Monate, wenn:
WiFi 7 wird sich durchsetzen – ohne Zweifel. Aber der richtige Zeitpunkt für die Investition ist individuell. Eine durchdachte Analyse Ihrer Anforderungen, der bestehenden Infrastruktur und der tatsächlichen Nutzungsszenarien hilft Ihnen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Benötigen Sie Unterstützung bei der Bewertung, ob WiFi 7 für Ihr Unternehmen sinnvoll ist? Wir führen professionelle WLAN-Ausleuchtungen durch, analysieren Ihre Infrastruktur und entwickeln mit Ihnen gemeinsam einen zukunftssicheren Plan für Ihr Unternehmensnetzwerk.




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