OM1, OM2, OM3, OM4, OM5-Fasern – Was ist der Unterschied?

OM5 Glasfaser

Glasfaserkabel sind das Rückgrat moderner Datennetzwerke. Doch was bedeuten die Bezeichnungen OM1, OM3 oder OM5? Und welche Faser brauchen Sie wirklich für Ihr Rechenzentrum oder Unternehmensnetzwerk? In diesem Artikel erklären wir verständlich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Multimode-Fasern und zeigen Ihnen, welche Technologie für Ihre Anwendung am besten geeignet ist.

Was bedeutet “OM” bei Glasfaserkabeln?

“OM” steht für “Optical Multimode” und bezeichnet verschiedene Leistungsklassen von Multimode-Glasfaserkabeln. Im Gegensatz zu Singlemode-Fasern, die nur einen Lichtstrahl übertragen, ermöglichen Multimode-Fasern mehrere Lichtstrahlen gleichzeitig – daher der Name “Multimode”.

Die verschiedenen OM-Kategorien unterscheiden sich hauptsächlich in:

  • Kerndurchmesser – Die Dicke der lichtleitenden Faser
  • Bandbreite – Wie viele Daten übertragen werden können
  • Reichweite – Wie weit die Daten fehlerfrei übertragen werden
  • Lichtquelle – LED oder Laser

Die OM-Kategorien im Detail

OM1 – Die erste Generation (orange)

Kerndurchmesser: 62,5 µm
Reichweite: Bis zu 300 Meter
Geschwindigkeit: 1 Gbit/s bei 850 nm
Farbe: Orange
Lichtquelle: LED

OM1-Fasern waren die ersten Multimode-Glasfaserkabel und sind heute weitgehend veraltet. Mit ihrem größeren Kerndurchmesser von 62,5 µm und LED-basierter Übertragung eignen sie sich nur noch für ältere Netzwerke mit geringen Geschwindigkeitsanforderungen.

Anwendungsbeispiel: Ältere LAN-Installationen, Legacy-Systeme in Bestandsgebäuden

Status: Nicht mehr für Neuinstallationen empfohlen

OM2 – Verbesserte erste Generation (orange)

Kerndurchmesser: 50 µm
Reichweite: Bis zu 600 Meter
Geschwindigkeit: 1 Gbit/s bei 850 nm
Farbe: Orange
Lichtquelle: LED

OM2 brachte eine Verbesserung durch den kleineren Kerndurchmesser von 50 µm, was eine höhere Reichweite ermöglicht. Dennoch ist auch OM2 mit LED-Technologie heute überholt und wird durch modernere Laser-basierte Fasern ersetzt.

Anwendungsbeispiel: Kurzstrecken-LANs, ältere Campusnetzwerke

Status: Veraltet, nur noch in Bestandsnetzwerken

OM3 – Der Einstieg in die Laser-Ära (aqua)

Kerndurchmesser: 50 µm
Reichweite: Bis zu 300 Meter (10 Gbit/s)
Geschwindigkeit: 10 Gbit/s bei 850 nm
Farbe: Aqua (türkis)
Lichtquelle: Laser (VCSEL)

Mit OM3 begann die Laser-Ära der Multimode-Fasern. Durch die Verwendung von VCSEL-Lasern (Vertical Cavity Surface Emitting Laser) statt LEDs können deutlich höhere Geschwindigkeiten erreicht werden.

Besondere Fähigkeiten:

  • 10 Gbit/s über 300 Meter
  • 40 Gbit/s über 100 Meter (mit MPO-Steckverbinder)
  • 100 Gbit/s über 100 Meter (mit MPO-Steckverbinder)

Anwendungsbeispiel: Perfekt für:

  • Mittelgroße Rechenzentren
  • Unternehmensbackbones
  • Server-to-Server-Verbindungen
  • Campus-Netzwerke mit hohen Anforderungen

OM4 – Der aktuelle Standard (erika-violett)

Kerndurchmesser: 50 µm
Reichweite: Bis zu 550 Meter (10 Gbit/s)
Geschwindigkeit: 10 Gbit/s bei 850 nm
Farbe: Erika-Violett
Lichtquelle: Laser (optimierter VCSEL)

OM4 ist aktuell der Industriestandard für Multimode-Glasfaser und bietet die beste Balance zwischen Leistung und Kosten. Die optimierte Laseroptimierung ermöglicht deutlich höhere Reichweiten als OM3.

Besondere Fähigkeiten:

  • 10 Gbit/s über 550 Meter
  • 40 Gbit/s über 150 Meter
  • 100 Gbit/s über 150 Meter (mit MPO-Steckverbinder)

Anwendungsbeispiel: Die erste Wahl für:

  • Moderne Rechenzentren
  • Hochgeschwindigkeitsnetzwerke
  • Finanzzentren mit hohen Anforderungen
  • Enterprise Data Centers
  • Storage Area Networks (SAN)
  • Backbone-Verbindungen in Bürogebäuden

Status: Aktueller Standard – beste Wahl für die meisten Anwendungen

OM5 – Die Zukunft mit SWDM (limegrün)

Kerndurchmesser: 50 µm
Reichweite: Bis zu 150 Meter (100 Gbit/s)
Wellenlängenbereich: 850-953 nm (SWDM)
Farbe: Limegrün
Lichtquelle: Laser mit Wellenlängenmultiplexing

OM5 ist die neueste Generation und wurde speziell für die SWDM-Technologie (Short Wavelength Division Multiplexing) entwickelt. Der entscheidende Unterschied: OM5 kann mehrere Wellenlängen gleichzeitig über eine einzige Faser übertragen.

Besondere Fähigkeiten:

  • Übertragung mehrerer Signale auf einer Faser
  • 200 Gbit/s und 400 Gbit/s möglich
  • Reduzierung der benötigten Fasern um bis zu 50%
  • Ideal für Parallel-Optik-Anwendungen

Anwendungsbeispiel: Speziell für:

  • Hyperscale-Rechenzentren
  • 400G-Ethernet-Netzwerke
  • Zukunftssichere Datacenter-Infrastrukturen
  • Anwendungen mit SWDM-Technologie

⚠️ Wichtig: OM5 zeigt seine Vorteile nur in Kombination mit SWDM-Technologie. Für Standard-Anwendungen ist OM4 weiterhin die bessere Wahl!

Vergleichstabelle: OM1 bis OM5 im Überblick

Kategorie Kern-Ø Reichweite (10G) Farbe Lichtquelle Empfehlung
OM1 62,5 µm 33 m 🟠 Orange LED ❌ Veraltet
OM2 50 µm 82 m 🟠 Orange LED ❌ Veraltet
OM3 50 µm 300 m 🔵 Aqua Laser ✓ Für mittlere Distanzen
OM4 50 µm 550 m 🟣 Violett Laser ✓✓ Aktueller Standard
OM5 50 µm 150 m 🟢 Limegrün Laser (SWDM) ⚡ Zukunft mit SWDM

Multimode vs. Singlemode: Der grundlegende Unterschied

Neben den Multimode-Fasern (OM1-OM5) gibt es auch Singlemode-Fasern (OS2). Der Unterschied liegt in der Lichtübertragung:

🔵 Multimode-Fasern (OM1-OM5)

  • Größerer Kerndurchmesser (50-62,5 µm)
  • Mehrere Lichtstrahlen gleichzeitig
  • Günstigere Komponenten (Transceiver, Switches)
  • Kürzere Reichweiten (bis 550 m)
  • Ideal für: Rechenzentren, Gebäudeverkabelung, Campus-Netzwerke

🟡 Singlemode-Fasern (OS2)

  • Kleinerer Kerndurchmesser (9 µm)
  • Ein einzelner Lichtstrahl
  • Teurere Komponenten
  • Sehr große Reichweiten (bis 100 km+)
  • Ideal für: Weitverkehrsnetze, Telekommunikation, Datacenter-Interconnect

Welche Glasfaser brauche ich? Entscheidungshilfe

Für Rechenzentren und Enterprise-Netzwerke

Empfehlung: OM4

OM4 ist die klare Empfehlung für moderne Rechenzentren. Es bietet:

  • Ausreichende Reichweite für die meisten Datacenter-Anwendungen
  • Unterstützung für 10G, 40G und 100G Ethernet
  • Beste Balance zwischen Leistung und Kosten
  • Bewährte Technologie mit großer Verfügbarkeit

Für zukunftssichere Hyperscale-Rechenzentren

Empfehlung: OM5 (mit SWDM-Technologie)

Wenn Sie 200G oder 400G Ethernet planen und SWDM-Equipment einsetzen, ist OM5 die richtige Wahl:

  • Reduzierte Faseranzahl durch Wellenlängenmultiplexing
  • Geringerer Platzbedarf in Kabelkanälen
  • Kostenersparnis bei großen Installationen
  • Vorbereitet für 400G und darüber hinaus

Für lange Distanzen und Campus-Netzwerke

Empfehlung: Singlemode (OS2)

Wenn Distanzen über 550 Meter erforderlich sind, führt kein Weg an Singlemode vorbei:

  • Verbindungen zwischen Gebäuden
  • Campus-Backbones über mehrere Kilometer
  • Metro- und Weitverkehrsnetze

Zukunftstrends bei Glasfasertechnologie

400G und 800G Ethernet

Die Datennachfrage in Rechenzentren wächst exponentiell. 400G Ethernet ist bereits Standard in großen Datacentern, 800G steht vor der Tür. OM5 mit SWDM-Technologie ist für diese Entwicklung optimal gerüstet.

Der Trend zu Singlemode

Für wirklich zukunftssichere Installationen mit höchsten Geschwindigkeiten über lange Distanzen zeichnet sich ein Trend zu Singlemode-Fasern ab. Die Preise für Singlemode-Transceiver sinken kontinuierlich, was diese Technologie auch für kürzere Strecken attraktiv macht.

Parallele Optik und MPO-Steckverbinder

Moderne Hochgeschwindigkeitsanwendungen setzen zunehmend auf parallele Optik mit MPO/MTP-Steckverbindern. Diese ermöglichen die gleichzeitige Übertragung über 12 oder 24 Fasern und sind essentiell für 40G, 100G und höhere Geschwindigkeiten.

Häufige Fragen zu Multimode-Glasfasern

Kann ich verschiedene OM-Kategorien mischen?

Technisch ja, aber nicht empfehlenswert. Die Gesamtleistung wird durch das schwächste Glied begrenzt. Eine OM3-Faser in einer OM4-Installation reduziert die mögliche Reichweite auf OM3-Niveau.

Wann lohnt sich der Umstieg auf OM5?

OM5 lohnt sich nur, wenn Sie tatsächlich SWDM-Technologie einsetzen. Für herkömmliche 10G, 40G oder 100G Ethernet ist OM4 die wirtschaftlichere Wahl.

Wie erkenne ich, welche Faser verlegt ist?

Die Farbe der Ummantelung gibt den ersten Hinweis: Orange = OM1/OM2, Aqua = OM3, Violett = OM4, Limegrün = OM5. Zusätzlich ist die Kategorie normalerweise auf dem Kabel aufgedruckt.

Was ist besser: Multimode oder Singlemode?

Das hängt von der Anwendung ab. Für Rechenzentren und Gebäudeverkabelung ist Multimode (OM4) meist die wirtschaftlichere Wahl. Für große Distanzen und maximale Zukunftssicherheit ist Singlemode überlegen.

Fazit: Die richtige Glasfaser für Ihre Anforderungen

Die Wahl der richtigen Multimode-Faser hängt von Ihren spezifischen Anforderungen ab:

  • OM1/OM2: Nur noch für Bestandsnetzwerke relevant – nicht mehr empfohlen
  • OM3: Solide Wahl für mittlere Distanzen und moderate Geschwindigkeiten
  • OM4: Der aktuelle Standard – beste Wahl für die meisten Rechenzentren und Enterprise-Netzwerke
  • OM5: Zukunftstechnologie für Hyperscale-Datacenter mit SWDM – nur bei konkretem Bedarf
  • Singlemode: Die beste Wahl für lange Distanzen und maximale Zukunftssicherheit

Unsere Empfehlung für Neuinstallationen: In den meisten Fällen ist OM4 die richtige Entscheidung. Es bietet die beste Balance zwischen Leistung, Reichweite und Wirtschaftlichkeit. Für besonders zukunftssichere Installationen oder wenn bereits absehbar ist, dass 200G/400G benötigt werden, kann OM5 die bessere Wahl sein – vorausgesetzt, die SWDM-Infrastruktur ist vorhanden.

Bei größeren Projekten und Unsicherheiten empfiehlt sich zunehmend auch der Einsatz von Singlemode-Fasern, deren Preis-Leistungs-Verhältnis sich kontinuierlich verbessert.

Haben Sie Fragen zur optimalen Glasfaserverkabelung für Ihr Rechenzentrum oder Unternehmensnetzwerk? Unsere Experten beraten Sie gerne!

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